Samstag, 6. Januar 2018

Der weiße heterosexuelle Mann: Tier und Krankheit in einem

Männliches Verhalten - gleich welcher Art und welchen Grades wird so zunehmend dem Verdacht des Pathologischen und Verwerflichen ausgesetzt - „Der Mann als Tier" titelt beispielsweise das Boulevardblatt „Stern" - ein ganz alter, ranziger Hut übrigens, den auch der Spiegel schon mal in anderer Variante hatte: „Eine Krankheit namens Mann" hieß es dort schon vor 14 Jahren.

Inflationierung und Pauschalisierung folgen dabei sexistischen, populistischen Argumentationsschablonen, wie sie heute wohl nur noch gegenüber weißen, heterosexuellen Männern salonfähig sind. Aus unzähligen dunklen Löchern kommen plötzlich allerlei selbstgekrönte Opfer zum Vorschein, angetrieben von Hypochondrie, Selbstbezüglichkeit und der Geilheit am Jagen.

Gouvernantenhaft und mit überwichtiger Geste wird der Verantwortungsvektor nun auf die guten Männer gerichtet - wer auch immer die guten sein sollen. Jene guten Männer sollen achtsam in ihren eigenen Reihen sein und die Bösewichte in die Pflicht nehmen. Sie sind angehalten, Wort und Zeigefinger zu erheben, sobald sich einer unter ihnen daneben benimmt. Als ob die werten Frauen dazu nicht selbst in der Lage wären. Die Frau erscheint bei alledem zart, zerbrechlich - wie ein verzagtes Häuflein. Was in der viktorianischen Epoche von Psychoanalytikern als Hysterie diagnostiziert wurde geht heute als Feminismus durch.

Dahinter liegt ein Appell verborgen, der auf ein klassisches und eigentlich als überholt gedachtes Männlichkeitsideal abzielt. Der ritterliche Beschützermann ist auf einmal wieder gefragt. Unter Männern existiert ein bestimmter Typus, den so etwas anregt. Jener nämlich, der glaubt, Frauen hätten Schutz und Führung durch keinen Geringeren als ihn selbst nötig - ein narzisstisch überhöhtes Selbstbild, dem ein unterschwellig degeneriertes Frauenbild gegenübersteht. Einem solchen Mann bietet sich darüber hinaus auch die Möglichkeit, sich über andere Männer zu stellen. Es betrifft darum oft die herrschsüchtigen, dominanten Exemplare wie mutmaßlich eben Weinstein. Es verwundert folglich wenig, dass ausgerechnet profeministische Männer sich häufig als die größten Schweine entlarven. Die keifenden MeToo-Frauen sehnen diesen Typ Mann herbei und fallen auch immer wieder auf ihn herein.


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