Dienstag, 16. August 2016

Diego Fusaro, ein angesehener Marx-Experte und sozialistisch orientierter Jungphilosoph, thematisiert den Missbrauch der Flüchtlingskrise und stellt den Zusammenhang mit der Globalisierung in den Vordergrund


Doch hinter der Logik der starken Kräfte, sowie der ökonomisch starken Staaten, in erster Linie Deutschland, steckt jedoch gar nicht humanitäres, sondern – und sprechen wir es auch mal offen aus: Die Europäische Union hat einen „Bedarf“ an Immigranten, sie hat Bedarf an neuen (Arbeits-)Sklaven, die sich unendlich ausbeuten lassen, „Bedarf“ an einer „industriellen Reservearmee“, wie sie Marx im „Kapital“ bezeichnete, nämlich die unerschöpfliche Quelle an Niedriglohn-Arbeitern ohne Rechte, ohne Klassenbewusstsein, ohne Widerspruch zu erheben und daher dazu bereit, alles unter Wert zu verrichten und folglich dazu disponiert, die Lohnverhältnisse zu drücken und dabei auch die italienischen, französischen, spanischen und deutschen Arbeiter dazu zu zwingen, die gleiche Arbeit, die sie bislang für 10€/Std. verrichtet hatten, für 5€/Std. zu verrichten, das ist der springende Punkt.



Zu Zeiten des Kolonialismus, marschierten wir feiger Weise durch Afrika, um uns (Arbeits-)Sklaven zu besorgen, wir entwurzelten sie aus ihrem Lebensraum und brachten sie nach Europa. Heute hingegen, mit Beihilfe der Gutmensch-Rhetorik, dem universellen Denken, tun wir so, als ob sie diejenigen seien, die unbedingt zu uns wollten (!), um zu arbeiten.

All das wäre evident, wenn es nicht diesen politisch konkreten Universalgedanken, nicht diese organisierte Manipulation gäbe, jeden einzelnen unserer Gedanken millimetergenau in der massen-medialen Präsentation zu orchestrieren.

Denn alles in allem ist die Logik immer diese: Vorn herum haben wir die Gutmensch-Rhetorik, die besagt, angeblich immer nur aufnehmen und integrieren zu wollen und in ihrer Lobrederei zwar auf die Tränendrüse drückt, sonderbarerweise jedoch stets darauf achtet, niemals einen revolutionären Gedanken [mehr Lohn, Rechte z.B.] bei den Immigranten auszulösen. Und hintenrum haben wir hingegen immer das „dämonische“ Gesicht dieser Kräfte, die wie eine Art Vampir nach „neuem Blut“ dürsten und das Bedürfnis haben, die menschlichen Körper [symb. für Arbeitskraft] auszusaugen.

In anderen Worten können wir sagen, dass die Immigration von der Rechten Hand des Kapitals, die immer einen Bedarf an neuen Arbeitssklaven hat, gewollt ist und die ideologisch von der sogenannten, nennen wir sie mal „humanitären“ Linken, die immer besorgt um Immigranten tut, verteidigt wird und sich der Ideologie der Globalisierung angenommen hat.

Doch die Globalisierung, lasst uns auch das mal sagen, ist die Ideologie der Dominanten, die seit 1989 dabei sind, den Klassenkampf zu gewinnen. Die Globalisierung hebt den Klassenkampf auf eine globale Skala an [zwischen Völkern statt den Klassen], sie setzt italienische, französische und deutsche Arbeiter in eine globale Konkurrenz um die Wettbewerbsfähigkeit mit Arbeitern ohne nennenswerte Rechte in China mit den zuvor bombardierten Arbeitern aus Afrika und markiert daher den Sieg im Klassenkampf dominierenden. Davon lebt dieser dominante Universalgedanke, von der Idee einer globalisierten Welt, er lebt von der Globalisierung und hat sich zu diesem Zwecke ein Abbild seiner selbst erschaffen und mit dem anthropologischen Profil des „migrierenden Menschen“ gleichgesetzt, des Menschen, der sich dem reißenden Meer hingeben müsse, um sein Glück zu finden.

Denkt an die „logische“ Unlogik, mit der unsere jungen Studiums-Absolventen in Turin, Bologna und Rom regelrecht dazu „eingeladen“ werden, ihr Glück in Übersee zu finden, zur Migration ins Ausland gezwungen werden, um in Sydney eher Tellerwäscher, als den (Ab-)Kassierer in New York zu machen. Das ist das Modell der Globalisierung, das ist der springende Punkt. Von hier aus gilt es, die ideologischen Züge zu erkennen, um zu verstehen, dass der Feind nicht die Immigranten sind. Der Feind ist jemand gänzlich anderes. Der Feind ist nicht der, der normal hungert, sondern derjenige, der nach ganzen Völkern „hungert“. Der Feind sind nicht die Verzweifelten, sondern jene, die diese Verzweiflung voran treiben. Der Feind ist der, der die Völker bombardiert und dann mit gespielter Menschlichkeit so tut, als ob er [gutmütiger Weise] willens wäre, diese bei sich aufzunehmen. Das ist der Feind.

Diese letzte Sache sagend, schließe ich ab: Der Feind ist das Finanzkapital! Das Kapital, das uns dazu zwingt, ohne Identität und Freiheit zu leben; neue Sklaven ohne es zu wissen, das ist das Paradoxe.

Mit Dank an Fabio Marazzina, der der sich die Mühe machte, dieses Transkript zu erstellen.

Quelle: https://www.youtube.com/watch?v=KVwidr5g5oQ


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